Andacht: Segelnd Demut lernen

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Matthias Weichert über Zusammenhänge von Demut, Gnade, Wind und Wasser - und warum eine Segelfreizeit ein gutes Stück Lebenserfahrung sein kann.

Eine demütige "Ferienandacht" zum Wochenspruch aus 1 Petr 5,5b: "Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade" von Schulreferent Matthias Weichert, gerade auf dem Weg zurück ins (Ober)Bergische. Er schreibt uns:

Liebe Leserinnen und Leser,

wenn Sie diese Zeilen lesen, steige ich gerade nach einer Konfirmandenfreizeit mit 15 Konfirmanden Innen von einem Plattbodenschiff in Harlingen (Niederlande), fünf Tage und Nächte segelten wir in der Waddenzee vor den Niederlanden. Diese Fahrt soll den in dem letzten Jahr nicht möglichen sogenannten Konfirmandenunterricht blockweise nachholen. Ob dies gelungen ist, das wird sich zeigen. Was aber mit Sicherheit gelungen ist, dass ist die Erfahrung, die alle SeglerInnen vereint: Man kann alles planen, aber der Wind und die Tide belehren einen über die Möglichkeiten die tatsächlich möglich sind. So möchte man gerne die Insel Texel erreichen – mit Motor kein Problem, unter Segeln an dem geplanten Tag nicht, weil der Wind aus dem Westen kommt. Jetzt komme ich erst zu dem Wort, was ich als für mich bemerkenswert im Wochenspruch finde: Demut!

Ein zutiefst religiöses Wort, welches in der biblischen Tradition das Verhältnis zu Gott und seine Schöpfung beschreibt. Bei klarem Verstand erkennen wir Menschen besonders in der letzten Zeit, dass wir nur in großer Selbstüberschätzung glauben unser Leben und besonders die Natur vollständig beherrschen zu können. Demut ist die klare Selbsteinschätzung, die – wie Anfangs ausgeführt – sich besonders beim Segeln zeigt: Das eigene Wollen und Können dem Machbaren anzupassen, dem Wind und Tide und dabei seine eigene Würde zu behalten, das heißt  seine eigenen Fähigkeiten zu sehen, wie aber auch die Fähigkeiten der übrigen Crew auf dem Schiff.

Was jetzt das neue Schuljahr unter Corona-Bedingungen bringen wird, dies wissen wir gegenwärtig nicht, da gibt es allenfalls Absichtserklärungen.

Für die vielen Kinder und Jugendlichen, die ihr normales Sozialbiotop – die Schule – im letzten Jahr nur unter besonderen Bedingungen haben konnten (besonders den KonfirmandenInnen, die ich auf der Freizeit begleiten konnte), denen wünsche ich von Herzen weiterhin fröhliche Begegnungen, das sich ausprobieren im Kreis ihrer MitschülerInnen. Denn dies ist so wichtig, einen verlässlichen Ort jenseits des Elternhauses zu haben, an dem man sich ausprobieren kann, sich auszuhalten lernen kann. Das hat ja in den Coronazeiten gefehlt.

Den Lehrerinnen und Lehrern wünsche ich von Herzen „Demut“,  sich mit den nun einmal vorhandenen Bedingungen zu arrangieren und das Machbare zu machen, so wie sie es schon im vergangenen Jahr großartig gemacht haben.

Und Ihnen und mir wünsche ich von Herzen die Seglererfahrung_ Planen hilft – und kann auch zu gewünschtem Ziel führen, wenn auch das Ziel dann ein anderes sein kann als ursprünglich beabsichtigt. Denn dies ist Gnade.

Ihr Matthias Weichert Schulreferent

Fotohinweis: Das Foto stammt von "pixaby"

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