CORONA Sieben goldene Regeln des Präses

| Diakonie

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel, und Superintendent Michael Braun werben für einen verbindenden und gemeinsamen Lernprozess in der Corona-Pandemie 

 

Thorsten Latzel hat sich am dritten Advent "boostern" lassen: Er wurde zum dritten Mal geimpft. Das Streiten über die richtige Anti-Corona-Strategie treibt ihn um. Hier seine sieben goldenen Regeln. 

1. Wir reden nicht über einander als „die Geimpften“ und „die Ungeimpften“, sondern wertschätzend als Menschen mit Menschen – gerade auch dann, wenn wir anderer Meinung sind.

Das ist ein Gebot der Feindesliebe, die in der oder dem anderen immer mehr sieht als den Träger einer Eigenschaft.

2. Jede und jeder muss die Möglichkeit haben, die eigene Meinung gesichtswahrend zu ändern.

Wir befinden uns in einem gemeinsamen Lernprozess und unter hoher Belastung. Wir werden auch nach der Pandemie weiter als Angehörige, Freundinnen, Kollegen miteinander umgehen müssen.

3. Wir gehen von öffentlich geteilten, wissenschaftlichen Erkenntnissen aus.

Ob die Erde rund ist, klärt die Physik, wie wir Viren behandeln können, Medizin und Virologie. Hier gibt es kein weltanschauliches oder religiöses Sonderwissen – im Gegenteil hilft Glaube, wohlbegründeten Erkenntnissen von Fachleuten zu vertrauen.

4. Wissenschaftler-/innen können sich irren, das gehört zum wissenschaftlichen Erkenntnis-Prozess. Dies kann aber nur im gemeinsamen, öffentlichen Diskurs auf Grund von überzeugenderen, wissenschaftlichen Argumenten geklärt werden, nicht in abgesonderten Internetforen oder Chatgruppen.

5. Wir respektieren die Menschen, die in der Krise besondere öffentliche Verantwortung tragen.

Die Abwägung von Gesundheitsschutz und Grundrechtseinschränkungen ist oft schwierig und muss öffentlich diskutiert werden. Dazu haben wir Meinungsfreiheit und eine demokratisch funktionierende Gewaltenteilung.

6. Wir widersprechen allen, die andere diffamieren, Ängste schüren oder gar zu Gewalt aufrufen.

Über Ängste und Sorgen müssen wir miteinander reden. Hass und Gewalt beginnen jedoch oft schon bei der Sprache – dafür gibt es keine Rechtfertigung, nicht bei Corona und auch nicht sonst.

7. „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch!“ (Matt 7,12)

Die goldene Regel gewinnt in Pandemie-Zeiten nochmals besondere Bedeutung, auch für die Frage, wie wir uns gegenseitig am besten schützen können.

 

Superintendent Michael Braun wirbt fürs Impfen und setzt zusätzlich auf regelmäßige Tests vor allem auch vor den Weihnachtstagen mit Gottesdiensten und Familienfeiern. In einer Mitarbeiterandacht warb er für mehr Gesprächsbereitschaft und Toleranz, um Menschen in ihren Zweifeln und Ängsten beizustehen.

"Ich denke, dass wir uns alle gerade aneinander versündigen und uns nicht die Liebe schenken, die wir trotz allem Unverständnis für die Gefühle, Meinungen und Haltungen einander nach Gottes Gebot schulden.

Wir versündigen uns, weil wir endlos über das Für und Wider des Impfens diskutieren, dort Kraft und Energie lassen und dann keine Zeit mehr haben, um den Menschen in Krankheit, Angst und Not beizustehen, die uns brauchen

Wir versündigen uns, weil wir uns gegenseitig unsere unterschiedlichen Meinungen vorhalten. Impfen ist gut, Impfen ist schlecht, anstatt uns gegenseitig in unseren Ängsten und Sorgen beizustehen und gute Worte in schwerer Zeit zu finden.

Wir versündigen uns, weil wir statt mit Nachsicht, mit Ärger und Aggression aufeinander reagieren. Das ist menschlich, denn in jeder Bedrohung reagieren wir mit Flucht und Rückzug oder mit Kampf und Wut. Wenn man ohnmächtig nichts tun kann, ist es eben viel besser zu schimpfen und zu wüten, als ruhig zu bleiben und eine Situation zu ertragen.

Wir befinden uns in schweren Zeiten und diese setzen uns einem hohen Druck aus. So machen wir Fehler und sehen das Gute nicht mehr. Wir versündigen uns aneinander und flüchten uns in Ablenkungen vor den Sorgen um uns selbst und umeinander.

Die Impf-Frage wurde und wird weiter staatlich geregelt werden müssen. Dabei kann man zur Meinungsbildung beitragen. Mehr nicht, weniger nicht.

Doch man kann auch versuchen, das Gute in dunklen Momenten zu tun und einander in Liebe zu begegnen."

 
 
 


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www.ekagger.de | jth | Foto: Kirchenkreis An der Agger/J. Thies 

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