Konfirmation in Pandemiezeiten

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Gibt es dieses Jahr eigentlich keine Konfirmationen? Doch, sie werden nur verschoben und finden im kleineren Rahmen statt - wie schon im vergangenen Jahr. Und die Konfizeit gestalten die Kirchengemeinden mit ihren Konfis online

Normalerweise ist es Ende April, Anfang Mai endlich soweit: Dann feiern die Kirchengemeinden mit ihren Konfirmandinnen und Konfirmanden festliche Segnungsgottesdienste, in dem sich die jungen Menschen zu ihrem christlichen Glauben bekennen – dabei  bekräftigen sie ihre Aufnahme in die christliche Gemeinde, die zuvor mit der Taufe, meist im Säuglingsalter, geschehen ist. Im Alter von 14 Jahren sind die Jugendlichen religionsmündig und erhalten alle Rechte innerhalb der evangelischen Kirche. 

Doch in Zeiten von Corona ist die Konfirmation in den Kirchen mit vielen Gästen aus Familien- und Freundeskreis kaum möglich. Zudem ist der vorbereitende Konfirmationsunterricht im normalen Rahmen nur bedingt durchführbar. Dabei bietet die Konfirmandenzeit eigentlich die Chance, in einer Gruppe Gleichaltriger mit dem christlichen Glauben vertraut zu werden.

Schon 2020 gab es erhebliche Einschränkungen und auch die diesjährigen Konfirmandinnen und Konfirmanden müssen auf einiges verzichten; Gottesdienste fielen coronabedingt aus, ebenso Freizeiten und der Konfirmandenunterricht. Teilweise wurde der Unterricht online erteilt, um trotzdem die Möglichkeit zu geben, sich intensiv mit dem christlichen Glauben zu beschäftigen und Gemeinschaft erleben zu können.

Technische Quantensprünge in den Gemeinden

Markus Aust, Synodalbeauftragter für die Konfirmandenarbeit, sagt: "Natürlich ist diese Pandemie für die Konfi-Arbeit ganz schön bescheiden, denn sie raubt uns die bunten Möglichkeiten der ganzheitlichen Begegnungen und die vielen erlebnispädagogischen Spielräume, ganz zu schweigen von den nicht durchführbaren Freizeiten mit Lagerfeuer und Geländespielen."  Andererseits zeigten die vielen positiven Beispiele ein Höchstmaß an Kreativität und Lernbereitschaft und förderten technische Quantensprünge in den Gemeinden. "Ein großes Dankeschön an alle, die neue Wege ausprobieren und sich von technischen Problemen oder gelegentlichen Frustrationserfahrungen nicht ausbremsen lassen.“

Konfizeit geht auch online

„KU-Club“ heißt der Konfirmandenunterricht für Kids ab zwölf  Jahren in der Evangelischen Kirchengemeinde Holpe-Morsbach. Eigentlich sollten die angehenden Konfirmandinnen und Konfirmanden dienstags von 17 bis 19 Uhr mit Spielen, Gespräch, Aktionen, Kreativem hier neue Freunde finden, ausprobieren, was in ihnen steckt, über die Grundlagen des Glaubens reden – sie sollten Gott und die Gemeinde kennenlernen. Doch das geht schon seit über einem Jahr nicht mehr. Seit  Anfang des Jahres findet der Unterricht per Zoom- Videokonferenz statt.

Gemeindereferentin Karin Thomas berichtet: „Das geht besser als gedacht, auch wenn es nicht immer optimal funktioniert.“ Dabei werden unter anderem Online-Gottesdienste gemeinsam angeschaut und anschließend tauscht sich die Gruppe darüber per  Zoom  aus. Die diesjährige Konfirmation ist von Mai auf Mitte Juni verschoben worden. Es soll dann zwei Gruppen mit jeweils sechs Jugendlichen geben oder eventuell auch vier Einzeltermine mit dann jeweils drei Konfis. „Bei der Zehn-Quadratmeter-Vorgabe passen nur 17 Menschen ins Gemeindezentrum und in die Kirche in Holpe“, erklärt Karin Thomas. Eine neue Konfi-Gruppe starte frühestens im September mit Anmeldung vor den Sommerferien.

Die Vorbereitung muss punktgenau sitzen

In Derschlag ist der Unterricht ausschließlich online. Allerdings nicht zweieinhalb Stunden, sondern gekürzt auf eine Stunde. „Es muss kurzweilig sein und die Vorbereitung muss sitzen“, betont Pfarrer Ulrich Kräuter. Die elf Jugendlichen hatten von den Sommerferien bis zum Advent 2020 analog Unterricht. „So konnte sich ein Gruppengefühl entwickeln“, betont Kräuter. Konfirmationsunterricht per Zoom habe Vor- und Nachteile. Soweit es gehe, müsse er anders gestaltet sein als der Schulunterricht, soweit dies möglich sei. Wert legt er darauf, dass sie sich sehen – also ist die Kamera nicht ausgestellt. „Das Ganze ist auch problematisch – aber es ist viel mehr als nichts“, sagt Kräuter.

Wirkliches Kennenlernen ist schwierig

Auch in Waldbröl findet der Unterricht über Zoom statt. Christian Büscher - Gemeindereferent für Jugend und Konfirmanden – kommuniziert mit 58 Konfirmanden in vier Gruppen über diese Videokonferenz-Lösung. Dies muss allerdings möglichst interaktiv stattfinden, denn bei Vorträgen ist die Aufmerksamkeit sehr gering. So arbeiten die Konfis in Break-out-rooms (also in separaten Online-Sitzungen) und mit Aufgaben über eine digitale Pinnwand, ein sogenanntes Padlet.

Derzeit hat Büscher auf dem Padlet einen Zeitstrahl mit dem Kreuzweg installiert, wo Infos und entsprechende Fragen zu lesen sind und die Konfirmanden Kommentare hineinschreiben, die gemeinsam in einer Zoomkonferenz durchgegangen werden. Es sei nicht so leicht, auf diese Art den Unterricht zu machen, bekennt Büscher. „Und wirkliches Kennenlernen ist schwierig, was vor allem eine Basis wäre, um sich mit persönlichen Themen auseinanderzusetzen.“ Büscher hofft,  dass im September die Konfirmanden 2020/2021 ihre Konfirmation feiern können. Ein neuer einjähriger Kurs fängt nach den Sommerferien an.

Außergewöhnliche Umstände erfordern Flexibilität

 „Außergewöhnliche Umstände erfordern Flexibilität“, heißt es im Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Rosbach. Die Konfirmation wird voraussichtlich Im September nach den Sommerferien stattfinden, damit die Konfis „ein fröhliches Fest mit der Familie und allen Gästen“ feiern können.

Da es letztes Jahr im Sommer mit den Lockerungen besser aussah – unter Berücksichtigung der AHA-Regeln (Abstand, Händewaschen, Alltagsmaske – wobei mittlerweile die FFP2-Maske üblich ist) – heißt es tatsächlich: Hoffen und flexibel bleiben. Da gehen die Kirchengemeinden mit gutem Beispiel voran.

 

www.ekagger.de | Text: Vera Marzinski | Foto: Kirchenkreis An der Agger/Thies 

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Die Konfis in der Kirchengemeinde Engelskirchen bringen sich mit den bunten Steinen vor der Kirche in Erinnerung. Den sonntäglichen Zoom-Gottesdienst gestalten sie regelmäßig mit.