Die Überraschung war groß. An ihrem letzten Arbeitstag wurde Pastorin Christa Dresbach-Schnieder von etlichen Ehrenamtlichen überrascht: Coronagerecht bildeten sie vor der Tür ein Spalier auf großem Abstand, legten ihr Geschenke hin und steckten viele einzelne Blumen in eine große Vase. Das größte Geschenk war ein geschmückter Gartenstuhl. "Damit Du Dich jetzt zur Ruhe setzen kannst."
Die 63-Jährige Pastorin wechselt nach 30 Jahren Arbeit in der TelefonSeelsorge in die Freistellungsphase der Altersteilzeit. Offiziell ist sie erst seit dem 1. März 1992, seit der Gründung, Leiterin der Telefon-Seelsorge. Aber bereits seit 1990 hat sie die TS mit drei weiteren Mitarbeiterinnen auf Honorabasis aufgebaut. Es begann mit der Akquise der Mitarbeitenden und deren Ausbildung in Zusammenarbeit mit dem damaligen Referenten für Diakonie Ralf Zimmermann. Der Telefondienst begann dann am 14. März 1992 mit 22 ausgebildeten Ehrenamtlichen. Im ersten Jahr (1992) gab es 828 Anrufe. Aktuell sind es mehr als 13.000 pro Jahr.
Wehmütig-heiter übergibt sie die Arbeit in gute Hände
Von ihrer "Lebensaufgabe", die sie immer mit "viel Herzblut" ausgefüllt habe, verabschiede sie sich "mit einem lachenden und einem weinenden Auge". "Wehmütig-heiter" übergebe sie jetzt die Arbeit in gute Hände.
Sie habe die Arbeit in der TelefonSeelsorge immer sehr gerne gemacht, habe froh mit den Ehrenamtlichen, den externen Gremien, Kollegen und Kolleginnen zusammengearbeitet. Mehr als 200.000 Anrufe haben die Ehrenamtlichen in all den Jahren entgegengenommen. Ganz am Anfang saß die Theologin selbst am Telefon, dann brauchte sie ihre 20-Stunden-Stelle für die Organisation der Dienste, der Fortbildungen, der Supervisionen, des Ökumenischen Bibelgesprächs, der beiden Umzüge, der Spendenakquise und der Organisation von Ausflügen und Festen, denn der Zusammenhalt in "der Gemeinde Telefonseelsorge" war ihr immer wichtig. Die zunehmende Digitalisierung der TelefonSeelsorge-Arbeit musste ebenfalls bewältigt werden.
"Organisieren konnte ich schon immer sehr gut. Das ist mir alles leicht gefallen. Das habe ich immer sehr gerne gemacht." Vieles aus der TS-Arbeit, schwierige Gespräche und Situationen, habe sie aber auch mit nach Hause genommen. So habe ein Mitarbeiter gerade einen schwersten Corona-Verlauf. Das sei schwer zu ertragen. Manche Mitarbeitende am Sorgentelefon hätten ein Ritual für sich gefunden, um sich die oft sehr belastenden Gespräche nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen: etwa, alles einfach vor der Tür der Dienststelle im wahrsten Sinne des Wortes abzuschütteln: "Alles, was schlecht war, bleibt hier." Das habe sie leider nicht gekonnt. Ihre Gefühle und ihre Emphatie seien in ihrer Arbeit Segen und Fluch gewesen.
Verabschiedung und Einführung werden nachgeholt
Zurzeit arbeiten 30 Ehrenamtlich in der TelefonSeelsorge. "Das ist viel zu wenig", findet Christa Dresbach-Schnieder. In Spitzenzeiten waren es 55 Mitarbeitende. Ein Ausbildungskurs musste coronabedingt ausfallen. Die Neugewinnung von Ehrenamtlichen wird nun eine der Aufgaben ihres Nachfolgers sein.
Neue Leiter der TelefonSeelsorge Oberberg wird Arno Molter aus Wipperfürth. Der 58-Jährige ist Diakon und hat als Diplom Sozialarbeiter in der Leitung von diakonischen Einrichtungen gearbeitet. Er freut sich besonders auf das Kennenlernen der Ehrenamtlichen. "Eine ganz besondere, liebenswert, bunt gemischte Gruppe", wie ihm Christa Dresbach-Schnieder versicherte.
Diakoniepfarrer Thomas Ruffler und Superintendent Michael Braun sprachen Christa Dresbach-Schnieder ihre Anerkennung und ihren Dank aus. Der für Ende April geplante Verabschiedungsgottesdienst in Marienhagen musste wegen der hohen Inzidenzwerte abgesagt werden. Nachgeholt werden soll das Fest auf jeden Fall.
Rund um die Uhr erreichbar
Zu erreichen ist die Evangelische TelefonSeelsorge Oberberg, eine Einrichtung der Diakonie im Kirchenkreis An der Agger, unter der bundesweit einheitlichen Nummer 0800-1110111.
Spendenkonto
Spendenkonto beim Evangelischen Kirchenkreis An der Agger
Ev. TelefonSeelsorge Oberberg, IBAN DE20 3845 2490 0001 0022 29
Medienecho
"Viel gegeben, aber auch viel bekommen", in: Oberberg Aktuell, 30.4.2021
www.ekagger.de | jth | Fotos: Kirchenkreis An der Agger/J.Thies