Politik ins Spiel zu bringen, war die Herausforderung für ein Projekt in unserem Kirchenkreis, an dem 14 junge Menschen teilnahmen. Und wie kann man das am besten? Indem wir uns Geschichten erzählen, uns zuhören und unsere Erfahrungen teilen.
An einem Nachmittag in der Eisdiele:
C: Eigentlich müsste man mehr miteinander reden – statt übereinander.
K: Worüber würdest du denn reden?
C: Ist doch egal, Hauptsache, man führt einen Dialog. Einfach offen sein. Leute könnten andere Sichtweisen kennenlernen und sich nicht in ihren eigenen verstricken.
L: Wir alle haben unterschiedliche Meinungen. Freunde bleiben können wir aber trotzdem.
M: Leute aus verschiedenen Ländern haben verschiedene Religionen. Wir müssen miteinander sprechen und dann lernen wir uns kennen. Das finde ich wichtig.
N: Dabei hat jeder ein anderes Level an den Wunsch von Zugehörigkeit. Jeder ist anders empathisch. Wann gehöre ich dazu – wann nicht?
B: Ich frage mich, was hinter einer Sache steckt, hinter einer Fassade oder hinter der Maske? Es lohnt sich, nicht nur zu sehen, was vorne ist.
„Demokratie ist mehr als eine Regierungsform; sie ist in erster Linie eine Form des Zusammenlebens, der gemeinsamen und miteinander geteilten Erfahrung.“ (John Dewey, Philosoph und Pädagoge)
Aus aktuellem Anlass nannten wir unser Projekt „WIR auf Abstand“ und fragten uns, was uns zu einem WIR macht und wie der Abstand das WIR verändert. In der Hoffnung, dass Corona einen Audio Walk erlauben würde, entschieden wir uns für diese Präsentationsform und mussten dieses Vorhaben nun aufschieben. Hier zu hören sind nun zunächst die Stimmen der Jugendlichen mit kurzen Ausschnitten aus dem, was später – hoffentlich bald - in einem Audio Walk in der Gummersbacher Innenstadt zu hören sein wird.
Seien Sie gespannt auf Geschichten, die vom WIR der Vergangenheit erzählen und gleichzeitig auf die Zukunft hinweisen. Hören Sie vom erzwungenen Abstand, der erst den Schmerz des Verlustes erkennen lässt und in ihm real wird. Hören sie Geschichten als Hoffnungsträger für aufgeschobenes Glück. Und lauschen Sie Gesprächen, die nachdenklich machen.
Alle diese jungen Menschen leben im Oberbergischen Kreis. Alle haben ihre eigene Geschichte. Alle ihre eigenen Erfahrungen. Alle sind verschieden und doch sind alle jung, interessiert, offen, mit der Hoffnung auf eine glückliche Zukunft. Ihre zunächst privat geglaubten Geschichten trafen auf Öffentlichkeit und auf Widerhall in der Gruppe. In den geteilten Erfahrungen spiegeln sich die Erfahrungen der anderen. Wo dies gelingt, gestalten wir als Gesellschaft nachhaltig Demokratie.
Aus einer zufällig zusammengestellten Gruppe von jungen Menschen ist ein WIR geworden. Wo wir zunächst auf Abstand waren, sind auf der Grundlage künstlerischer Praxis, durch Begegnung und durch das Teilen der Erfahrungen neue Sichtweisen entstanden. Verständnis füreinander, Offenheit, Toleranz und die Lust unsere Gesellschaft zu gestalten, sind ein Erfolg dieser gemeinsamen Arbeit. Sie sind die Grundfesten, auf denen unser Zusammenleben auch auf Abstand gelingen kann.
Wir freuen uns, dass dieses Projekt für eine Förderung durch das "Ministerium für Kultur und Wissenschaft" des Landes Nordrhein-Westfalen ausgewählt wurde und die Erwachsenenbildung im Kirchenkreis An der Agger die Trägerschaft übernahm. Künstlerisch erarbeitet wurde das Projekt durch die Theaterpädagoginnen Sandra Berges und Gundula Schmidt und die Medieninformatikerin Sabine Kapinos.